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„Die Hinterlassenschaft ist ein Auftrag für die Zukunft“

Am 26. Juni 1936 wurde der Jude Heinz Dietrich Feldheim in einem Café in Werl verhaftet, weil er sich mit Nazi-Gegnern in einem Hinterzimmer in München getroffen hatte. Er wurde in die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau deportiert, wo er 14 Monate lang in Isolations- und Dunkelhaft eingesperrt wurde.

Der junge Mann aus Werl hatte noch Glück gehabt; denn er wurde am 20. April 1937 entlassen und konnnte nach Werl zurückkehren, wo er allerdings nicht blieb, sondern ein Visum beim britischen Konsulat in Köln beantragte, seine Koffer packte und Deutschland verließ.

Die Geschichte dieses Mannes hat Dr. Hans-Jürgen Zacher im Rahmen einer geplanten Doktorarbeit kennengelernt und aufgearbeitet. Sie hat ihn bis heute nicht losgelassen. Er hat den persönlichen Kontakt zu Heinz Dietrich Feldheim gesucht und gefunden. Mehr als 100 Briefe hat Feldheim in den folgenden Jahren an Zacher geschrieben. Es hat mehrere persönliche Begegnungen gegeben.

Hans-Jürgen Zacher hatte sich lange gefragt, wie man 14 Monate Isolations- und Dunkelhaft überleben und danach noch weiterleben kann. Eines Tages hat Heinz Dietrich Feldmann ihm sein Geheimnis anvertraut: „Ich hatte Angst, immer wieder Angst. Das Schreien der Mithäftlinge. Da kommen einem die verrücktesten Gedanken. Eben auch die Gedanken an die schöne Marlene Dietrich. Einmal wollte ich sie sehen. Und … ich glaube, Marlene hat mir das Leben gerettet…. Ich hätte die Tortur über eine so lange Zeit ansonsten nie ausgehalten. Niemals!“

60 Jahre später erzählt nun Herr Dr. Zacher die Geschichte des Mannes aus Werl, in der Marlene Dietrich eine besondere Rolle spielt. Er referiert nicht nur, sondern zeigt den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 8 auch die vielen Briefe, Bilder von Marlene Dietrich und Dokumente aus dem Konzentrationslager, die Herrn Zacher von Heinz Dietrich Feldheim nach dessen Tod vermacht worden sind. Mit dabei ist auf der Rückseite eines Bildes von Marlene eine ganz besondere Widmung. Einige Zeilen von ihr persönlich an Heinz Dietrich Feldheim, der sich nach dem Krieg irgendwann einmal getraut hatte, Marlene Dietrich in Amerika anzuschreiben um ihr mitzuteilen, dass sie es war, die ihm das Leben gerettet hatte.

Nach vielen Jahren Gemeinsamkeit mit Heinz Dietrich Feldheim hat sich Dr. Zacher entschieden ein Buch über seinen Freund zu schreiben. Der Titel „Marlenes Bilder. Das Vermächtnis eines Häftlings“ ist im November des letzten Jahres erschienen. Für Dr. Zacher war die Hinterlassenschaft seines Freundes ein Auftrag für die Zukunft. Das Buch ist nun selbstverständlich ein fester Bestandteil der Schülerbücherei in der Fritz-Winter-Gesamtschule.

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