Gesamtschüler als Europapolitiker
In Brüssel hat sich die Europäische Union noch nicht auf eine gemeinsame Strategie in der Flüchtlingsfrage einigen können. An der „Europaschule“ Fritz-Winter Gesamtschule hat sich jetzt die Klasse 10.3 an diese schwierige Aufgabe gemacht. Beim Planspiel „Destination Europe“ schlüpften die Schülerinnen und Schüler in die Rollen von Politikern, die im Europaparlament oder der Europäischen Kommission am Ziel eines gemeinsamen europäischen Asylsystems für Flüchtlinge arbeiten.
„Neben der Auseinandersetzung mit einem hochaktuellen politischen und humanitären Thema ging es bei dem Planspiel natürlich auch darum, die Arbeit und Gesetzgebungsverfahren in der EU kennenzulernen“, erklärt Bernd Marx, der als (Klassen)Lehrer im Fach Gesellschaftslehre das Rollenspiel begleitete. Entwickelt wurde das Rollenspiel vom CIVIC-Institut für internationale Bildung Düsseldorf in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Das CIVIC-Institut für internationale Bildung fördert Fähigkeiten und Fertigkeiten von Menschen, in Schulen und Universitäten, der öffentlichen Verwaltung, im öffentlichen Leben sowie der Wirtschaft, um langfristige Perspektiven zu entwickeln, Veränderungsprozesse aktiv zu gestalten und im Kontext von Europäisierung und Globalisierung informiert und verantwortlich zu handeln.
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10.3 waren bei diesem Planspiel die Hauptakteure. Einen ganzen Unterrichtstag lang schlüpften die Zehntklässler in die Rollen verschiedener Politiker aus Europarat, Europäischem Parlament und Europäischer Kommission. Zwei Akteure simulierten zudem die Medien und ihre Rolle in der politischen Auseinandersetzung.
Um eine authentische Atmosphäre in der Schule zu schaffen, wurden die unterschiedlichen Fraktionen auf drei Räume aufgeteilt. Nach der thematischen und methodischen Einführung erhielten die Spielerinnen und Spieler jeweils ein Szenario, ein Gruppenprofil und ein Rollenprofil sowie den Zeitplan und spezifische Einzelvorlagen; das Planspiel konnte beginnen.
„Die Schülerinnen und Schüler waren mit Eifer dabei, die Rollen wurden mit Spaß angenommen und es wurde rege diskutiert“, berichtet Bernd Marx. „Vor allem die Berücksichtigung der Eigeninteressen, führte immer wieder zu Komplikationen, wenn es darum ging eine Einigung zu erzielen.“ Und ganz praxisnah konnten auch die Zehntklässler sich in der Kürze der Zeit nicht auf eine gemeinsame Linie in der Flüchtlingsfrage einigen.
Auf jeden Fall aber ist den Schülerinnen und Schülern die EU ein wenig näher gerückt. So meinte etwa Lasse Meiwes: „Ich empfehle das Rollenspiel weiter, da man spielerisch einen großen Einblick in die politischen Abläufe bekommt.” Und für Lea Grönefeld sind die „Handlungen der Politiker in der EU jetzt besser nachvollziehbar.“ Für den zuletzt doch strapazierten europäischen Gedanken ist das sicher keine schlechte Bilanz.