Juniorwahl wirkt sich bis in die Familien aus
Auch an der Fritz-Winter-Gesamtschule ist die Europawahl gelaufen. Allerdings mit etwas anderen Ergebnissen. In der Woche vor der eigentlichen Europawahl waren an der Gesamtschule die Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgängen 7 bis 12 zur Juniorwahl aufgerufen. Überraschend gut war die Wahlbeteiligung dabei in der gymnasialen Oberstufe.
„Die Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe gehen ja nicht mit der gesamten Klasse oder Kurs zum Wahllokal, sondern freiwillig und in den Pausen oder Freistunden“, erklärt Arija Heidges, der als Lehrer für Sozialwissenschaften die Juniorwahl an der Gesamtschule organisierte. Insgesamt hatten 744 der insgesamt 957 wahlberechtigten Schülerinnen und Schüler ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung lag damit mit fast 78 Prozent deutlich über der bei der Sonntagswahl.
Und auch bei den Ergebnissen für die einzelnen Parteien gab es große Unterschiede zur „richtigen“ Wahl: Stärkste Partei an der Gesamtschule wurden nämlich die Grünen mit 32,9 %, gefolgt von der SPD mit 20,9 % und der CDU mit 12,9 Prozent. Die FDP kam auf 8,4 %, die Linke auf 6,5 %. Erst dann folgte die AfD mit 5,1 %. „Die Partei“ erreichte bei den Schülerinnen und Schülern immerhin 2,9 %, Tierschutzpartei und Piraten jeweils 2,3 %.
Wichtiger als die Prozentwerte der Juniorwahl sind Lehrer Arija Heidges indes die Auseinandersetzung mit Wahlen und ihrer Bedeutung für die Demokratie. So habe etwa ein Schüler seiner wahlmüden Mitschülerin in Klasse 10 erklärt: „Du kannst dich doch nicht beschweren, wenn du deine Stimme nicht abgibst. Jeder, der nicht wählen geht, sollte sich auch nicht über Politik beschweren. Es dauert auch nicht lange, also mach es oder sei leise.” Und auch die Eltern wurden motiviert. „Ich habe meiner Mutter gesagt, dass sie am Sonntag wählen gehen muss. Jede nicht abgegebene Stimme ist eine für die EU-Gegner”, berichtete ein Oberstufenschüler. Bei Arija Heidges haben sich zudem ehemalige Wahlhelfer früherer Juniorwahlen gemeldet, die sich jetzt bei der Europawahl offiziell als Wahlhelfer engagiert haben. Heidges: „All das zeigt doch, dass sich Jugendliche über die Juniorwahl für Politik begeistern lassen.“

