Unterzeichnung der Bildungspartnerschaft war Höhepunkt einer beeindruckenden Veranstaltung im belgischen Lommel
Peter Bülter, NRW-Landesgeschäftsführer vom Volksbund, Dr. Alexander Berger, Bürgermeister der Stadt Ahlen und Alois Brinkkötter, Schulleiter der Fritz-Winter-Gesamtschule, haben im Beisein von Schulministerin Sylvia Löhrmann die Bildungspartnerschaft durch ihre Unterschriften auf der Kriegsgräberstätte im belgischen Lommel am Mittwochnachmittag besiegelt.
Die feierliche Unterzeichnung war eingebettet in eine binationale Projektwoche mit drei Schulen aus Nordrhein-Westfalen und einer Schule aus Belgien. Zusammen mit der Gesamtschule Paderborn-Elsen, dem Hugo-Junkers-Gymnasium aus Mönchengladbach und dem Wico Campus, Mater Dei aus Overpelt in Belgien begaben sich die Schülerinnen und Schüler der Fritz-Winter-Gesamtschule auf eine höchst spannende und beeindruckende Auseinandersetzung mit dem Thema “people are different – human rights not“. Einige Ergebnisse dieser interkulturellen, grenzüberschreitenden Begegnung wurden den Gästen am Mittwoch präsentiert.
Nicht nur die Schulministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Frau Sylvia Löhrmann, sondern auch der deutsche Botschafter für das Königreich Belgien, Herr Rüdiger Lüdeking sowie Herr Wolfgang Wieland für den Bundesvorstand des Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. waren der Einladung zu dieser außergewöhnlichen Veranstaltung gefolgt. Vonseiten der Stadt Ahlen nahmen nicht nur Dr. Alexander Berger, sondern auch Manfred Kehr und Frank Merschhaus teil. Die Fritz-Winter-Gesamtschule war mit 20 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 10 bis 13 sowie der Didaktischen Leiterin Claudia Buchartowski, dem Koordinator für Erinnerungskultur Rainer Legant und dem Schulleiter Alois Brinkkötter vertreten.
Frau Ministerin Sylvia Löhrmann und der Botschafter Rüdiger Lüdeking verdeutlichten in ihren einleitenden Ausführungen die Bedeutung der Geschichts- und Erinnerungskultur und insbesondere die ganz konkrete Arbeit der vier vertretenen Schülergruppen aus Flandern und Nordrhein-Westfalen. Während der Botschafter die deutsche Sprache wählte, nutze die Ministerin die Gelegenheit, ihre hervorragenden Englischkenntnisse ein wenig zu üben. Insgesamt war die Verständigungssprache dieser binationalen Begegnung überwiegend Englisch, was die Schülerinnen und Schüler in beeindruckender Art und Weise realisierten.
In einer etwa einstündigen Diskussionsrunde zum Thema „people are different – human rights not“ diskutierten die Schülerinnen und Schüler zusammen mit den offiziellen Gästen unterschiedliche Aspekte. So wurde auch thematisiert, dass in einer Welt mit so vielfältigen und umfangreichen Kommunikationsformen der Informations- und Wahrheitsgehalt schwierig zu bewerten sei. Die Gefahr der Beeinflussung bestünde fast permanent. Umso wichtiger sei die persönliche Begegnung.
Die Kriegsgräberstätte im belgischen Lommel ist ein 16 Hektar großer Friedhof mit fast 20.000 Kreuzen. Jedes Kreuz steht für zwei Gefallene, Schilder auf beiden Seiten tragen die Namen, Lebensdaten und die Grabnummer. Von den 39.094 Gefallenen, die hier ihre letzte Ruhe erhalten haben, waren ursprünglich 13.000 unbekannt. Der Volksbund konnte bis heute fast 7.000 Schicksale nachträglich klären. Hier haben auch mindestens 7 junge Männer aus Ahlen ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Die Jugendbegegnungsstätte grenzt unmittelbar an das Gräberfeld. Bei einem Rundgang über die Kriegsgräberstätte wurden beispielhaft einige Biografien von dort bestatteten Personen vorgestellt. Die schier nicht enden wollenden Reihen von Kreuze hinterließen bei allen Beteiligten an diesem Tag ein sehr bedrückendes Gefühl. Verdeutlichen sie doch die Sinnlosigkeit kriegerischer Auseinandersetzungen. Gleichzeitig mahnen sie zur grenzüberschreitenden Völkerverständigung, um aus dieser Geschichte zu lernen und Frieden dauerhaft zu ermöglichen.
„Die heutige Kooperationsvereinbarung ist ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit zwischen dem Volksbund, der Stadt Ahlen und der Fritz-Winter-Gesamtschule im Bereich der Geschichts- und Erinnerungskultur und wird durch die Unterzeichnung verstetigt, damit auch zukünftigen Schülergenerationen die Auseinandersetzung mit diesem Thema gesichert wird“, so der Bürgermeister Dr. Alexander Berger zur Bedeutung der Bildungspartnerschaft.
Nach der feierlichen Unterzeichnung präsentierten Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Paderborn-Elsen szenische Darstellungen zum Thema Flucht und Vertreibung und trugen eigene Texte vor. Dieser Teil der Veranstaltung fand direkt zwischen der Krypta und vor den Gräberfeldern statt, wo auch Wolfgang Wieland für den Bundesvorstand des Volksbundes seinen Dank für das Engagement der Schülerinnen und Schüler sowie der Pädagoginnen und Pädagogen in seine abschließenden Worte einschloss.