ESSKULTUR

Essen macht satt. Wäre das schon alles, wir bräuchten nicht weiter zu reden. Doch wir tun es, und zwar mit Begeisterung. Denn Essen macht viel mehr – macht uns glücklich, gesprächig, gesund, stark, gut gelaunt, raffiniert, empfindsam, macht uns wärmer oder kühlt uns ab, macht uns träge und zufrieden oder wach und inspiriert. Essen ist Leben. Essen ist Kultur.

Von der Idde zur Umsetzung

Im Mai 2007 thematisierte ein Vater in der Sitzung der Schulpflegschaft der Fritz-Winter-Gesamtschule das vorhandene Übermit­tags­angebot und brachte gleichzeitig den Bio-Caterer Dr. Hoppe, der einen Gastronomiebetrieb in der ehemaligen Zeche Westfalen in Ahlen eröffnet hatte, ins Spiel. Damit war ein Anstoß gegeben, dessen Auswirkungen die ganze Schule verändern sollten.

Dr. Harald Hoppe hatte zusammen mit der Offenen Schule Kassel-Waldau ein völlig neues Ernährungskonzept entwickelt, das die Akteuren in Ahlen (Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer) in Begeisterung versetzte, weil es der dem pädagigischen Konzept der Schule absolut überzeugend entsprach.

Mit dem Motto „Bildung is[s]t gut!“ wurde das Konzept auf die Fritz-Winter-Gesamtschule übertragen und besonders um dem Aspekt der Esskultur erweitert. Die Begeisterung wr so groß, dass sogar die anfängliche Hürde mit einem notwendigen In­vestitionsvolumen von 85.000,00 Euro gemeistert wurde. Starke Mitstreiter zu diesem Zeitpunkt waren die Volksbank Ahlen, die Techniker Krankenkasse und PMS, Ahlen).

Zur Institutionalisierung – Aufbau von Strukturen

Zur Sicherstellung des Erreichten sind Arbeitskreise auf unterschiedlichen Ebenen eingerichtet worden:

  • als ISP-Arbeitsgruppe des Kollegiums (ISP = Institutionelles Schulentwicklungsprogramm)
  • als Steuerungsgruppe mit Vertretern der Lehrerschaft, der Schülerschaft und der Elternschaft
  • als Arbeitskreis mit Vertretern der Schule und außerschulischen Kooperationspart­nern (VEBG = Verein für Ernährung, Bwegung und Gesundheit in der Fritz-Winter-Gesamtschule e.V., MIA = Mittelstandsinitiative Ahlen, biond = Dr. Hoppe Bio-Schulverpflegung)

Das Konzept

Den Kindern und Jugendlichen stehen in der Mensa bis zu acht Free-Flow-Themeninseln mit unterschiedlichem Angebot zur Verfügung, aus denen sie frei wählen können:

  • eine “Suppenstation” mit einer täglich wechselnden Tagessuppe
  • eine “Wokstation“, an der ein Koch frische Gemüsegerichte zubereitet
  • eine “Menüstation“ mit dem jeweiligen Tagesgericht
  • eine “Salatbar“ mit bis zu sechs Sorten Rohkost und drei Dressingvarianten
  • eine “Pastastation“ mit Nudel- und Soßenvariationen
  • eine “Pizza- und Snackstation“ mit Bio-Fast-Food
  • ein “Dessertstand“ mit hohem Anteil an Milch- und Obstspeisen
  • ein “Getränkestand“ mit Wasser und Fruchttee

Die Kinder und Jugendlichen können aus allen Stationen – abgesehen vom Tagesgericht – auch mehrmals frei wählen und kombinieren. Die frische Zubereitung im Wok in der Schulkantine verleiht dem Ganzen einen Erlebnisaspekt. Selbstständigkeit ist oberstes Prinzip.

Die Atmosphäre in der Mensa ist insgesamt ruhig und entspannt, das Miteinander ist von gegenseitigem Respekt getragen. Eine ganze Schulklasse ist jeden Mittag helfend tätig: bei der Einlasskontrolle mit dem Handscanner, an der Salatbar, an der Nudeltheke, bei der Ausgabe des Menüs und auch bei der Geschirr- und Besteckrückgabe. Sie alle trugen ein orangenes Poloshirt und sind so gut zu erkennen. Das Projekt wird kontinuierlich von der inzwischen schuleigenen Diplom-Oekotrophologin begleitet.

Die Kinder und Jugendlichen unterhalten sich während des Essens, bedienen sich gegenseitig und regeln das Abräumen gemeinschaftlich.

Etwa 60 Mütter und Väter unterstützen das Konzept durch ihre tatkräftige Unterstützung in der Küche. Weitere Eltern engagieren sich im eigens gegründeten “Mensaverein” (VEBG e.V.).

Goldener Teller

Im Jahre 2010 ist das Mensakonzept der Fritz-Winter-Gesamtschule als bestes Schulrestaurant Deutschlands mit dem “Goldenen Teller” ausgezeichnet worde. Den damals entstanden Filmbeitrag können Sie hier sehen: GOLDENER TELLER

Netzwerkarbeit

Die Fritz-Winter-Gesamtschule ist inzwischen Teil des Netzwerkes “Bildung und Gesundheit”, arbeitet sehr eng zusammen mit der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Nordrhein-Westfalen und hat in den vergangenen Jahren etwa 250 Besuchergruppen aus Schulen, Mensen, Kantinen und Schulbehörden zu Gast gehabt und viele vom neuen Konzept begeistern können.