LITERATUR

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„Sie haben eine wunderbare Bibliothek – solche Räume des Lesens, der Stille sind heutzutage noch kostbarer als früher. Das Ambiente ist wirklich gelungen, und was ich von Lehrern und Schülern gehört habe, lässt mich hoffen, dass die Welt der Leser (als Parallelwelt) weiterleben wird.“ (Ulla Lachauer)

Literatur bracht Orte und Räume, die zum Verweilen einladen. Literatur braucht aber auch Autorinnen und Autoren, die uns etwas zu sagen haben, die uns fesseln, die uns zum Nachdenken bringen, die uns in fremde Welten entführen oder Vordergründiges hinterfragen. Solche Menschen, ihre Bücher und der Kontakt mit ihnen sind in der Fritz-Winter-Gesamtschule herzlich willkommen, beispielhaft seine hier fünf Menschen in ihrer Bedeutung für unsere Schule kurz vorgestellt:

s_131208_lachauerUrsula Lachauer

Seit dem 4. Oktober 2011 ist die renommierte Journalistin, Buchautorin und Filmemacherin Patin für unsere Schule im Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Mit  ihr hätten wir wohl keine bessere Wahl treffen können, denn die 1951 in Ahlen Geborene fühlt sich, ihrer früheren Heimatstadt immer noch fest verbunden.
Am 4. Dezember 2014 war Ulla Lachauer letztmalig Gast in der Fritz-Winter-Gesamtschule und hatte für die Eröffnung der neuen Bibliothek die kleine Erzählung „Der neugierige Affe“ im Gepäck dabei. Und so wurde der kleine Affe Coco mit seinem blauen Fahrrad zum Mittelpunkt des Vor- und auch des Nachmittags. Er oder besser gesagt die Autorin Ulla Lachauer verwickelte die Schülerinnen und Schüler am Vormittag und die Erwachsenen am frühen Nachmittag in einen intensiven Meinungsaustausch über die Bedeutung des Lesens von Büchern, über das heimliche Lesen, über das Lesen im Bett und über das Eintauchen in fremde Welten, die zu Parallelwelten werden können und dürfen.

gofritHannah Gofrit

Der 27. Januar 2005, der 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, war Anlass für die Fritz-Winter-Gesamtschule sich im Rahmen eines Projekttages in allen Jahrgängen mit dieser Thematik zu beschäftigen. Eine 6. Klasse las an diesem Vormittag zusammen mit ihrer Klassenlehrerin Frau Beckmannshagen das Buch „Gern wäre ich geflogen, wie ein Schmetterling“ von Hannah Gofrit. Es handelt sich hierbei um die autobiographische Geschichte eines jüdischen Mädchens aus Polen, das den Holocaust überlebt. Im Anschluss an die Lektüre bastelten die Schülerinnen und Schüler Schmetterlinge und schrieben Briefe an Hannah, die, damals 70jährig, in Tel Aviv lebte.
Die Antwort kam einige Wochen später und seither hat sich ein reger Kontakt entwickelt.
Seitdem wird immer wieder in einzelnen Klassen im Religionsunterricht die Lektüre bearbeitet, was vor zwei Jahren eine 7. Klasse dazu inspirierte, ein Sprechtheater zu entwickeln und den Parallelklassen vorzustellen.
Auch zukünftig bleiben wir um den Kontakt zu Frau Gofrit bemüht und freuen uns über ihre doch sehr persönlichen Briefe.

marga_spiegel_webMarga Spiegel

Marga Spiegel ( geboren am 21.06.1921 in Oberaula als Marga Rothschild und gestorben am 11.03.2014 in Münster) war eine Überlebende des Holocaus. Die Jüdin tauchte mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter von 1943 bis 1945 bei katholischen Bauern im Münsterland unter und entging so der drohenden Deportation. Über diese Zeit veröffentlichte Marga Spiegel unter anderem 1969 ein Buch, das 2009 verfilmt wurde. In diesem Zusammenhang war sie Gast in der Fritz-Winter-Gesamtschule, las aus ihrem Buch und berichtete als Zeitzeugin von ihren Erfahrungen als Jüdin im Münsterland.

zacherHans-Jürgen Zacher

Seit etwa 2010 besteht eine Kooperation mit Herrn Dr. Hans-Jürgen Zacher, Autor des Buches „Vern – ich suchte einen Zeitzeugen und fand einen Freund“. Herr Dr. Zacher kam ein erstes Mal zu einer Lesung an die Fritz-Winter-Gesamtschule, als sich damals eine 10. Klasse, ebenfalls im Religionsunterricht, intensiv mit der Thematik „Judentum – zwischen Erinnerung und Neuanfang“ beschäftigte. Seither gibt es regelmäßig für kleinere Schülergruppen Lesungen in der Bücherei der Schule. Im Rahmen der Erinnerungsarbeit am 27. Mai diesen Jahres fand die Lesung für den gesamten 9. Jahrgang im Forum der Schule statt. Diese etwa 3 stündige Veranstaltung wurde zusätzlich begleitet von zwei Musikern, die Klezmermusik und jiddische Texte darboten.

gerschwitz_matthiasMatthias Gerschwitz

Bereits zum vierten Male war in diesem Jahr Matthias Gerschwitz zu Gast an der Fritz-Winter-Gesamtschule. Er ist Autor des Buches „Endlich mal was Positives“, welches autobiographisch seine Geschichte als HIV-positiver Mensch erzählt. Im Rahmen der Präventionsarbeit der Schule findet das Thema u. a. immer wieder Eingang in den Unterricht des Ergänzungs-stundenfaches „Gesundheit und Hygiene“ in Jahrgang 9 und 10 und die Teilnahme am Projekt „Patenschaft für einen Tag“ der Aids-Hilfe Ahlen. Matthias Gerschwitz wird uns weiterhin einmal jährlich diese Lesung anbieten, kommt gern als Gast zu uns und findet gut informierte und interessierte Schülerinnen und Schüler vor.

Bibliothek

Die Bibliothek der Fritz-Winter-Gesamtschule ist ein auch künstlerisch einladend gestalteter Raum. Sie  ist in jeder Mittagspause geöffnet und lädt ein zum Lesen und Verweilen.
Inzwischen hat sich auch ein kleiner Kreis von Eltern gefunden, der an allen Vormittagen von der zweiten bis zur fünften Stunde eine Aufsicht in der Bibliothek stellt. So können Schülerinnen und Schüler auch zu diesen Zeiten diesen Raum des Lesens nutzen.