GEMEINSCHAFT

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“Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“
Antoine de Saint-Exupery (Die Stadt in der Wüste / Citadelle)

Wer über Schulentwicklung schreibt, hat ein besonderes Vokabular: Vieles über Jahresarbeitspläne, Evaluation, Standardsicherung, Kompetenzen können wir da lesen – wenig von Träumen, Begeisterung, Kreativität und Spontanität, von Akzeptanz und Wertschätzung, von der Freude an Vielfalt.

Suchen wir nur Handwerker, vergeben Arbeit, beschaffen Holz? Manchmal ist es wohl so und dann wundern wir uns, dass das Schiff so gar nicht wachsen will – dass Lehrerinnen und Lehrer schon beim Nennen mancher Begriffe in eine blutleere Starre verfallen. Eine Starre, aus der heraus sich eine facettenreiche Schule sicher nicht aufbauen lässt, zumal hier viel zusätzliches Engagement – mehr Kür als Pflicht – gefragt ist.

Die Perspektive wechseln

Eine Bedarfsanalyse steht in der Regel am Anfang eines Schulentwicklungsprozesses – und meistens erweist sich der Bedarf deutlich höher als die vorhandenen Ressourcen. Ziele werden also in Teilziele untergliedert, an Ressourcen orientierte Maßnahmen werden geplant und durchgeführt – und es werden die Menschen, die daran arbeiten sollen, „zusammengetrommelt“, manchmal eher weniger als mehr freiwillig, mehr pflichtbewusst als begeistert. Aber: Wir haben ja keine Wahl, der Bedarf ist da – nur hat eben der Einzelne oft gerade nicht diesen Bedarf.

Ohne Frage gibt es Handlungsfelder, in denen Schulentwicklung so funktionieren muss. Es gibt knallharte Notwendigkeiten und Pflichten, Erlasse, Curricula, die umgesetzt werden müssen. Mit Überzeugungsarbeit (klingt so anstrengend, wie es ist), professionellem Projektmanagement und einsatzbereiten Lehrerinnen und Lehrern lässt sich da wohl ein ganz „ordentlicher Job“ machen. Eine stürmische Eigendynamik, die alle Beteiligten über sich hinaus wachsen lässt, ist so wohl kaum vorstellbar.

Was aber, wenn am Anfang nicht die Frage nach dem (zwingenden) Bedarf steht? Wenn wir Fragen: „Wer will einen Traum verwirklichen? Welche Träume haben Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, Schülerinnen und Schüler?“ Dann finden sich Menschen zusammen, die zu allerhöchstem Engagement bereit sind, Entwicklungen voran treiben, Ihr Handwerk erlernen und – vor allem – andere mitreißen wollen. Und wer sieht, dass Einsatz sich lohnt, wird oftmals angesteckt, selbst aktiv zu werden.

An der Fritz-Winter-Gesamtschule versuchen wir so oft wie möglich genau diesen Weg zu gehen, indem wir dort investieren, wo Eigeninitiative und überdurchschnittliches Engagement bereits vorhanden sind. Die Chancen auf diesem Weg etwas aufzubauen sind hoch und investierte Ressourcen bringen reichliche Früchte. Beinahe erstaunlich ist, dass die Aktivitäten sich letztendlich sehr passgenau am Bedarf unserer Schule orientieren.

Wie erklärt sich das? Wer sich engagiert hat Beweggründe dafür. Für Lehrerinnen und Lehrer liegen sie oft in der Wahrnehmung eines konkreten Bedarfs im Schulalltag. Im Zusammenspiel mit eigenen Neigungen, individuellen Voraussetzungen und Erfahrungen ergeben sich daraus Lösungsansätze, die sehr persönliche Züge tragen können, sich aber trotzdem immer noch an einem konkret vorhandenen Bedarf orientieren. Gleichzeitig heißt begeisterte Initiative auch, sich in ein Arbeitsfeld einzuarbeiten (das „Handwerkszeug“ zu erwerben), mit den Beteiligten zu kommunizieren und so für eine Einpassung zu sorgen. Viele Projekte im Bereich unserer Schule sind auf diesem Weg entstanden: Schulsanitätsdienst, Streitschlichtung, Sozialpräventive Projekttage, Gesundheitswoche……. Und jedes einzelne Projekt hat in der Schulgemeinde wohl auch das Bewusstsein geschärft, wie wir miteinander umgehen möchten: mit Akzeptanz und Wertschätzung.

Begeisterung ist der Atem des Lebens!

Mit der von uns entwickelten und gelebten Kultur des Miteiander hat sich die Fritz-Winter-Gesamtschule im Jahre 2010 erfolgreich um den Deutscher Präventionspreis beworben. Die uns so zuteil gewordene Anerkennung hat weiteres Engagement freigesetzt und unserer Grundausrichtiung neue Nahrung gegeben: Begeisterung ist der Atem des Lebens.

„Wenn wir wollen, dass unsere Kinder für das Leben lernen, dann muss eines in der Schule stimmen: Die emotionale Atmosphäre. Wir wissen nicht nur warum Lernen bei guter Lauen funktioniert, sondern sogar, warum Lernen nur bei guter Laune erfolgen soll. Nur dann nämlich kann das Gelernte später beim Problemlösen überhaupt verwendet werde.“
(Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer 2006, S. 440)

Hier erfahren Sie mehr über den Deutschen Präventionspreis 2010.