Streitschlichtung – Was ist das?

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Das Ziel der Streitschlichtung und damit Aufgabe der Streitschlichter ist es, einen Konflikt zwischen Schülerinnen und Schülern in Eigenverantwortung und ohne Gewaltanwendung zur Zufriedenheit aller zu lösen. Dabei helfen die Streitschlichter als neutrale Vermittler den streitenden Parteien in einem nach festen Regeln ablaufenden Gespräch selbstständig eine Lösung zu finden, die für alle Beteiligten annehmbar ist und somit am Ende die Unterscheidung von Gewinner und Verlierer unnötig macht. Auf diese Weise sorgen die Schlichter für eine vertrauensvolle, gewaltfreie, kooperative und faire Atmosphäre, die auch auf dem Schulhof und im Unterricht spürbar ist.

Der Streitschlichterkursus an der Fritz-Winter-Gesamtschule ist als Wahlpflichtfach Bestandteil des Stundenplans (2-stündig) und wird im Rahmen der Ergänzungsstunden in der Klasse neun für zwei Jahre gewählt. Es nehmen daran je nach Interesse zwischen 15 und 23 Schülerinnen und Schüler teil.

Die Ausbildung ist in zwei Abschnitte gegliedert:

Im neunten Schuljahr werden die Schülerinnen und Schüler für ihre Aufgabe als Streitschlichter vorbereitet. So lernen sie hier vor allem über die Partner- und Gruppenarbeit Konflikte als solche zu erkennen und einzuschätzen. Des weiteren lernen sie auch zwischen körperlicher und verbaler, also seelischer Gewalt, zu unterscheiden. Rollenspiele, die dieses Training abrunden, erlauben es den Schülerinnen und Schülern, in die Situationen einzutauchen und diese nachzuempfinden. Dabei wird auch auf das Thema Gefühle gesetzt: Wie erkennt und äußert man Gefühle und vor allem, wie erkennt man die Gefühle der anderen und wie geht man angemessen auf sie ein? Neben der Klärung der Frage, was eigentlich ein Konflikt ist, werden die Streitschlichter im wesentlichen darin geschult, Konflikte friedlich und fair zu lösen, indem sie das nach festen Regeln ablaufende Streitschlichtergespräch in Form von Rollenspielen verinnerlichen.

Im 10. Schuljahr dann beziehen die Schülerinnen und Schüler in Teams das Streitschlichterbüro, das eigenverantwortlich von ihnen geführt und gepflegt wird, und stehen dort vor allem den jüngeren Schülerinnen und Schülern in den Mittagspausen zur Verfügung. Im Unterricht selbst werden Inhalte des vergangenen Jahres wiederholt und vertieft. Im Besonderen zeigt das Konzept der „Gewaltfreie(n) Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg den Kindern einen Weg auf, wie man durch Überdenken und Verändern der eigenen Handlungsmuster eigene Konflikte lösen oder sogar vermeiden kann.

Die Streitschlichtung trägt aus verschiedenen Gründen zur Gewaltprävention bei. Zum einen wird den Schülerinnen und Schülern der Schule eine Möglichkeit geboten, Konflikte gewaltfrei und fair mit Hilfe der Streitschlichter zu lösen. Dabei erfahren sie, dass Streit nicht nur erlaubt ist, sondern auch einen wesentlichen Bestandteil des täglichen Lebens darstellt und damit o.k ist. Und den Kindern wird klar, dass sie Kompromisse eingehen müssen, um zum sozialen Frieden in der Gruppe und damit in der Schule und im Alltag beizutragen. Außerdem erkennen die Kinder, dass Streit nicht immer von Erwachsenen, hier den Lehrerinnen und Lehrern, entschieden wird, sondern sie selber den Ausgang des Konfliktes steuern können. Damit wird die Grundlage für ein harmonisches Sozialleben gelegt und neben der Konfliktfähigkeit die Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen gefördert. Die Streitschlichter können für sich selber viele Dinge aus dem Unterricht und aus ihren Erfahrungen im Streitschlichterbüro mitnehmen: Sie lernen nicht nur, ein Gespräch zu leiten und einen Streit zu schlichten, sondern auch Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Grundlegende Aspekte wie Zuverlässigkeit, Organisationsfähigkeit, Verschwiegenheit, Kooperations- und Teamfähigkeit, Emphatie, Toleranz und der Respekt anderen und sich selbst gegenüber, die zwingend notwendig sind für das Gelingen ihres Aufgabenfeldes, werden vertieft und erweitert. Und sie werden in die Lage versetzt, über sich selbst und über die eigenen Handlungen zu reflektieren und diese aktiv so zu beeinflussen, dass Streit sogar vermieden werden kann. Am Ende der zwei Jahre erhalten die Kinder ein eigens ausgefertigtes Zertifikat der Schule, in dem ihnen die erfolgreiche Ausbildung zum Streitschlichter bescheinigt wird.

Die Streitschlichtung der Fritz-Winter-Gesamtschule ist mittlerweile Teil eines erfolg-reichen Netzwerkes von Schulen aus dem Kreis Warendorf, die sich das Thema Streitschlichtung auf die Fahnen geschrieben haben. Die Kolleginnen und Kollegen werden im Team von Sozialpädagogen unterstützt und es findet ein reger und regelmäßiger Austausch statt, der zur Weiterentwicklung des Konzeptes und damit zur Gewaltprävention an Schulen beiträgt.

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